Leider haben wir nicht allzu viele Bilder von unserem Alex aber seine Schönheit und Eleganz war schwer einzufangen.
Wie man aber auf den Fotos sieht, hatte Alex einen enormen Halsaufsatz. Seine Mähne war übrigens auf beiden Seiten des Halses so dicht und lockig. Einfach ein Ausnahmehengst!



Man beachte  das Alex-typische Haargummi...




Es ist noch gar nicht solange her, da habe ich gehört, dass in der Nähe ein Friesenhengst stehen soll. Entgegen aller Proteste und Abratungen der Menschen in meinem Umfeld habe ich mich entschlosssen diesen zu besichtigen. Ich fuhr also einfach auf gut Glück los, zu dem Hof bei dem dieser Hengst stehen sollte. Ich traf auch gleich jemanden an! Glück! Er zeigte mir zunächst ein paar andere Pferde, hauptsächlich Wallache. Aber irgendwie wollte ich doch nur den Hengst sehen. Mit jedem Schritt den ich machte schlug mein Herz höher. Ich hatte zwar schon einige Hengste geritten, aber ein Friese war schon immer mein Traum gewesen. Nun ja ich will nicht zu weit abschweifen in die Weiten meiner Kinderträume.

Wir kamen also Schritt für Schritt dem Hengst näher und da stand er. Schwarz wie die Nacht, wunderschön und seine Mähne verlief wie ein reißender Wasserfall seinen überdurchschnittlich breiten Hals entlang. Seine Augen blickten mich an. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter, jedoch nicht wie man ihn kennt vor Angst, sondern vor Aufregung, denn in dem Moment in dem ich diese Seele von Pferd sah war es schon passiert. Ich wusste sofort dass wir beide unzertrennlich werden könnten.

„Alex“, sagte der Mann „Alex ist sein Name“.

Alex, kein besonders pompöser Name, wie man sie sonst bei Friesen liest. Aber für mich klang er perfekt.

Ich wollte ihn reiten! Also rauf auf´s Pferd, auch wenn der Rücken noch so kaputt war...

Geputzt, gesattelt und geknuddelt. Beim Trensen fiel mir erst auf, wie lang seine Mähne wirklich war, er konnte kaum sehen vor lauter Haaren. Also löste ich mein Haargummi aus meinem Haar und von dort an gehörte es Alex. Im Licht sah seine imposante Erscheinung erst richtig. Kräftige Beine, stark und schwer, und vom Geiste her doch ein Lamm. Alex war nicht allzu groß aber für mich war er der Größte. Also zurück zum Reiten wir ritten los. Am Anfang hatte ich tierische Angst, wenn er gewollt hätte, hätte er mich abgesetzt und wäre verschwunden, aber schon nach kurzer Zeit legte sich meine Angst etwas.

Das Ende vom Lied war, dass ich Alex kaufte. Zuerst stellte ich ihn bei meinen Eltern unter, so hatten wir die Möglichkeit uns langsam kennen zu lernen. Ich erkannte schon nach kurzer Zeit seine Macken. Manchmal juckte ihm der Behang an den Fesseln, dann wusste ich schon es ist Zeit die Fesseln mal wieder zu waschen. Und auch er erkannte mehr und mehr meine Marotten, das Rauchen, meine Nervosität und dass ich auch mal streng wurde, wenn es denn nötig war. Aber das war alles OK!

Es war am Tag der Geburtstagsfeier meiner Oma. Ich sah meine ganze Verwandtschaft wieder. Auch meine Cousine die früher öfter die Ferien bei mir verbracht hatte. Genauso Pferdeverrückt wie ich! Natürlich musste ich ihr gleich von Alex vorschwärmen. Bekloppt wie wir waren fuhren wir gleich los um uns den Hengst anzusehen und natürlich auch meine Araberstute Anneeza, die meine Cousine früher schon mal geritten war. Im Stall angekommen gingen die Fachsimpeleien los. Naja was dabei rauskam war, dass wir verabredeten, dass sie von nun an meine Araberstute reiten sollte.

Der erste Ausritt mit Alex und Anneeza

Anfangs waren wir sehr vorsichtig, denn Alex war ja nun mal ein Hengst und Anneeza auch nicht gerade ohne. Es endete nie in einer Kathastrophe. Wenngleich meine Cousine sehr ägnstlich war. Nach und nach therapierten wir uns gegenseitig. Sie verlor immer mehr die Angst, die Sie durch frühere Reitunfälle erst bekommen hatte. Und ich wurde ruhiger und ausgeglichener.

3 Monate lang waren Alex und ich ein Herz und eine Seele. Bis zu dem schlimmen Tag.

Es war in den Sommerferien. Meine Cousine und mein Patenkind waren zu Besuch. Morgens so gegen 10 Uhr kam mein ältester Sohn, total aufgeregt ins Wohnzimmer. Da wusste ich schon was passiert war. „ Mama, Alex liegt auf der Wiese und bewegt sich nicht mehr“.

Wir eilten ins Auto, so schnell bin ich noch nie zu der Wiese gefahren. Von weitem sahen meine Cousine und ich schon das Elend. Wir rannten als sei noch etwas zu retten.

Stacheldraht? Egal!

Bei Alex angekommen sanken wir nieder. Er sah aus als schliefe er. Ich nahm sofort seinem Kopf in meinen Schoss. Meine Cousine lag über seiner Schulter. Wir schauten uns an und wussten beide er hatte auf uns gewartet. Seine Seele war solange geblieben bis wir da waren. Anneeza die mit ihm auf der Wiese stand benahm sich ganz seltsam. Sie fraß, guckte uns an und fraß wieder, als hätte sie sich schon verabschiedet, und als wolle sie uns trauern lassen. Wie er dort lag werde ich nie vergessen. Wir fuhren nach Hause und versuchten den Kindern das Drama zu erklären. Sie verstanden dies jedoch erst nach Stunden und weinten dann bitterlich. Sie waren auch noch viel zu klein um den Verlust zu begreifen. Das war zwar das Ende der wunderschönsten 3 Monate meines Lebens aber nicht das Ende meiner Liebe zu den Friesen. Nach Alex´ Tod sind viele Merkwürdige Dinge passiert. Doch mehr dazu wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind.

Nach dem wir wieder etwas klarer im Kopf waren war uns klar: Es muss wieder ein Friese her, schon alleine damit meine Araberstute, die durch Alex so aufgeblüht war, nicht wieder psychisch abbaute.


Wir haben uns dann mit Alex´ Züchter, der im Papier angegeben war in Verbindung gesetzt. Wir wollten einfach etwas über das Leben unseres Alex´ wissen. Der Züchter jedenfalls konnte uns nicht allzu viel erzählen, aber er sagte uns wir sollen doch mal vorbei kommen. Er hätte noch Alex´ Vollschwester bei sich stehen.

Ab ins Auto und los. 3 Stunden Autofahrt. 2 mal verfahren. Angekommen.

Er zeigte uns sofort Alex´ Vollschwester, Oktavia. Sie stand mit ihrem Fohlen und einer anderen Stute und deren Fohlen in einer großen Box. Aber Oktavia sagte uns garnicht zu. Mit einer richtigen Überzeugungskraft hat der Mann uns versucht klar zu machen, dass Oktavia genau das richtige für uns sei. Er war so überzeugt davon, aber wir waren nicht überzeugt. Oktavia mit Fohlen, und wieder Tragend! Das wären gleich 3 Pferde auf einmal gewesen. Und wir waren gerade erst dabei gewesen Boxen zu bauen - 3 Stück . Also sind wir wieder nach Hause gefahren. Eine Woche lang dachten wir nur an Oktavia. Und dann haben wir sie doch gekauft. Und es war die beste Entscheidung die wir hätten treffen können. Jetzt ist sie unser ganzer Stolz und die schönste Friesenstute die es gibt. Auch ihre beidsen Fohlen sind jetzt noch bei uns, und wir haben es nie bereut.


In den letzten Wochen wurde uns dann klar, warum uns dieses Schicksal ereilte. Alex war durch so viele Hände gegangen um ihm ging es bei einigen vermutlich sehr schlecht. Wir glauben heute dass er sich bei uns so wohl gefühlt hatte, dass er genau wusste bei uns könnte er sterben und wir würden ihn niemals vergessen. Er hatte nur noch gelebt um einen Ort zu suchen an dem er würdevoll sterben konnte und Menschen die ihn liebten, wie er war.


In Gedanken an UNSEREN Alex